geschrieben von Ximena Escalante // übersetzt von Almuth Fricke
Phädra und andere Griechinnen ist eine ungewöhnliche und moderne Lesart des Phädra-Mythos. Im klassischen Mythos nimmt Theseus als junger Mann Ariadne zur Frau. Später heiratet er deren Schwester Phädra, die sich in ihren Stiefsohn Hippolytus verliebt. Hippolytus weist sie zurück, und Phädra nimmt sich das Leben. Sie hinterlässt einen Brief, in dem sie Hippolytus beschuldigt, er habe sie verführen wollte. Theseus ruft Poseidon an, um seinem Sohn den Tod zu bringen. Hippolytus’ Pferde scheuen vor einem weißen Stier, der brüllt und Wasser speit…
In Ximena Escalantes Stück geht es vor allem um das sexuelle Erwachen einer Minderjährigen. Es verdichtet die griechische Tragödie, in dem es beide Schwestern und Theseus aufeinandertreffen lässt: Phädra spannt der großen Schwester auf einer Kreuzfahrt quasi den Mann aus… Die Ahninnen und “alten Griechinnen” – Pasiphaë, Europa, Moira – tauchen dabei ebenso auf wie der Seher Teiresias, eine moderne Mutter mit Kind und ein Mann in einer Hafenkneipe, der die eben verlassene Ariadne trösten will und eine gesalzene Abfuhr kassiert.
Unerwartet und voller Humor führt uns die Autorin zwischen Traum und Realität hin und her. In ihren Worten: “Die Charaktere entdecken die emotionale Leere, mit der wir leben – Männer wie Frauen. Der Konflikt der Hauptfigur ist ein Konflikt mit ihr selbst, mit ihrer Sexualität, ihrer Art zu lieben, und ein Konflikt mit den Personen, mit denen sie im Leben verbunden ist.”
Ximena Escalante wurde 1964 in Mexiko-Stadt geboren. Sie studierte zunächst in Mexiko Regie und szenisches Schreiben, später dann szenisches Schreiben und Theaterwissenschaft an der Real Escuela Superior de Arte Dramático (RESAD) in Madrid.
Sie ist Autorin für Theater, Film und Fernsehen, und Journalistin. Zuletzt arbeitet sie mit dem Ensemble Nouveau Théâtre du 8 in Lyon/Frankreich zusammen, das mit vieren ihrer Stücke zum Thema Mythologie unter dem Titel ”Polyptyque Escalante” in 2011/12/13 durch Frankreich tourte. Sie schreibt eine Theaterkolumne für die Zeitschrift Reforma, ist Co-Autorin diverser theaterwissenschaftlicher Publikationen und unterrichtet Dramaturgie.
Ximena Escalante ist Autorin folgender Stücke: Vacío azul, 1994 / La siesta de Pirandello, 1996 / Cary Grant, 1997 / Fedra y otras griegas, 1997 / Yo también quiero un profeta, 2004 / Colette, 2005 / Las relaciones (sexuales) de Shakespeare (y Marlowe), 2012 / Tennessee en cuerpo y alma, 2012 / Litoral Euripides, 2013.
Es lesen Juliane Götz, Fjodor Olev, Anton Pohle, Judith Seither und Petra Wolf.
Spielleitung: Franziska Muche
Donnerstag, 22. Mai 2014, 19.30h