von Rebekka Kricheldorf
Victor ist Biograf und erhält eines Tages den Auftrag, die Lebensgeschichte des erst kürzlich verstorbenen Physikers Tristan Wokalek aufzuschreiben. Wokalek aber lebte wie viele seiner Zunft eher zurückgezogen, er hatte kaum Kontakt zu anderen Menschen. Das Wenige, das über sein Leben bekannt ist, ist so denn auch eher unspektakulär. Victor braucht aber einen Erfolg oder besser Geld – die BEWAG hat längst den Strom abgestellt und zusammen mit seiner Freundin Lisa erwartet er ständig den Gerichtsvollzieher. Eine Biografie ohne Skandale verkauft sich schlecht, also beginnt Victor in dem spärlichen Material über Wokalek nach Details zu suchen, die sich zu einer guten Geschichte zusammen spekulieren ließen. Er steigert sich dabei immer tiefer in seine Interpretation hinein und identifiziert sich zusehends mit Wokalek. Traum, Realität und Imagination vermischen sich immer stärker, so sehr, dass Victor schließlich nicht mehr unterscheiden kann, ob etwas tatsächlich stattfindet oder er es sich nur vorstellt.
Rebekka Kricheldorf wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach einem Studium der Romanistik an der Humboldt-Universität ging sie an die Hochschule der Künste Berlin und studierte dort Szenisches Schreiben. Nach einem Stipendienaufenthalt auf Schloss Wiepersdorf, ist Kricheldorf bis Juni 2004 Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Gleichzeitig arbeitet sie an Auftragswerken für das Staatstheater Stuttgart und das Theater am Neumarkt in Zürich. In den Jahren 2009 bis 2011 war sie als Dramaturgin, Hausautorin und Mitglied der Künstlerischen Leitung am Theaterhaus Jena. Für ihre Autorentätigkeit erhielt sie verschiedene Preise, unter anderem den Publikumspreis beim Heidelberger Stückemarkt und den Kleist-Förderpreis. Ihr Stück DIE BALLADE VOM NADELBAUMKILLER wurde 2005 auch zu den Mühlheimer Theatertagen eingeladen.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages, Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH.
Es lesen: Stefan Kreißig, Robert Martin, Christiane Nothofer und Magdalena Scharler. Spielleitung: Franziska Muche
Do., 23. Oktober 2014, 19.30