von Oliver Bukowski
Eine Leiche spielt die Hauptrolle in dieser Boulevard-Komödie. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt und eine Art schwarzes Loch zwischen den (sozialen) Welten – weil eben nichts und niemand zusammenbringt, was auf den Tod nicht zusammengehört.
Hotte, der Bademeister, und Lothi, ein Kohlenschipper, lungern gemeinsam an einem öden Schießstand herum. „Grau vonne Sozialhilfe, gelb von die Leberzirrhose und fett von die Döner-Kebabs“ teilen die beiden das letzte Dosenbier, eine schäbige Bude und auch Moni, ihren aufblasbaren Sex-Ersatz, denn die echten Frauen sind ihnen irgendwie abhanden gekommen. Als aber Terre Junior, das Professorensöhnchen, wieder einmal mit einer neuen zu jungen Prostituierten unerlaubt des Nachts in Hottes Strandbad zu Gange ist und sich danach im Badeteich abkühlen will, handelt Hotte kurzentschlossen. Er lässt die Absaugpumpe laufen und „produziert“ so die erste Wasserleiche seines Lebens. Hotte schmiedet Erpresser-Pläne, in die er Lothi mit einbezieht.
Doch von Ethikprofessor Terre Senior prallen die Erpressungsversuche ab – er zelebriert einstweilen ausgedehnte Speiserituale mit seiner Gattin, um sich zwischen Filet und Fellatio hasstriefende Duelle von erlesenem Zynismus zu liefern. Unterdessen träumen Hotte und Lothi weiter vom Erfolg bei Frauen und von der Wiedergeburt als Frauenarzt – bis eine Megaphonstimme der Polizei ihre Idylle unterbricht …
“Das Stück ist voller Witz, voller gutem Witz sogar, mit greller, böser Komik” (SZ 13.04.1996)
Aufführungsgeschichte: UA: 29.03.1996 Altenburg, Theater
Oliver Bukowski wurde 1961 in Cottbus geboren. Nach dem Abitur studierte er von 1985 bis 1990 Philosophie, ab 1987 sozialpsychologisch spezialisiert. Anschließend war er Doktorand für Sozialwissenschaft an der Humbold-Universität Berlin. Bukowski ist Mitinitiator und Gründer der THEATERLOGE e.V. Seit Abbruch des Forschungsstudiums im November 1991 arbeitet er als freischaffender Autor. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Preise darunter den Gerhart-Hauptmann-Preis (1994), den Mülheimer Dramatikerpreis (1999) und den Lessing-Förderpreises des Freistaates Sachsen (2001). Neben seiner Autorentätigkeit arbeitet er auch als Dozent an der Universität Zürich, am UniT-Projekt in Graz, an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg und im Studiengang „Szenisches Schreiben“ an der UdK Berlin, den er von 1999 bis 2010 mit Jürgen Hofmann leitete. Oliver Bukowski lebt in Berlin.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages; Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH
Es lesen: Soheil Boroumand, Martina Eckrich, Stefan Kreißig, Robert Martin und Alexander Schröder; Spielleitung: Franziska Muche.
Do., 29. Januar 2015, 19.30